Einstieg in den Schusterweg am Falkenstein, Sächsische Schweiz

Der Schusterweg, Klettern am Falkenstein

Von der Vielseitigkeit des sächsischen Kletterns.

Etwas abergläubisch bin ich manchmal schon – jedoch nicht, wenn es um einen Freitag, den 13. geht. So war es an der Zeit, den Gipfel des ca. 100 Meter hohen Falkensteins zu erklimmen. Nachdem wir im August bereits die erste Seillänge des Schusterweges geklettert sind, haben wir uns für Oktober den gesamten „Klassiker“ im Elbsandsteingebirge vorgenommen. Der Schusterweg **III bietet einen sehr abwechslungsreichen Kletterweg im unteren Schwierigkeitsbereich. Also ein wahres „Filetstück“ für einen Anfänger wie mich, denn der Aufstieg erforderte technische Vielseitigkeit und ich habe einiges ausprobieren können. So zum Beispiel das senkrechte Wandklettern an der Porzellankante oder das Kaminklettern auf dem Weg zur berühmten Schusterplakette und am Reitgrat. Aber auch die lange Abseilpiste an der Ostwand hielt Herausforderungen bereit. In jedem Fall war es für mich das erste Mal, das ich mehrere Seillängen am Stück geklettert bin. Eine Stelle fand ich ganz besonders kniffelig. Zu Beginn des Klettervergnügens habe ich mich von meiner Kamera getrennt, da sie am Fels etwas zu unhandlich gewesen wäre.

Ganz herzlich danke ich Uli und Jan, die am Fels gesichert haben und vorweg gestiegen sind.

Einstieg in den Schusterweg.

Der Schusterweg am Falkenstein wurde erstmals 1892 von Oscar Schuster und Martin Klimmer begangen. Im linken Bereich der Ostwand befindet sich der markante Einstieg, in Form einer Rinne. Insgesamt umfasst der Aufstieg sechs Seillängen, zwischen denen sichere Standplätze eingerichtet werden müssen. Ebenfalls das Abseilen erfolgt in mehreren Etappen.
Im Bereich des Einstiegs waren zahlreiche Vertiefungen erkennbar, die guten Halt beim Hinaufsteigen ermöglichten. So ließen sich die ersten 30 Meter recht flott bewältigen. Danach ging es nach rechts auf einem Felsband zur ersten Abseilöse und zum ersten Standplatz unterhalb der Porzellankante. Nun folgte der schönste Teil des Aufstieges: ca. 15 Meter senkrechte Wandkletterei an der Porzellankante. Hierbei fällt eine sehr feine Formgebung des Felsens auf, die wunderbare Griffelemente bietet. Bis zu einem Nachholring ging es weiter nach oben. Rechterhand führte ein Kamin schräg hinauf bis zum nächsten Nachholring. Hier gilt: Kopf einziehen und wie ein Reptil hindurch kriechen. Daher trägt dieser Abschnitt den sehr passenden Namen Kriechband.

Im Kamin und mit dem Rücken zur Wand.

Wir kletterten weiter hinauf – bis zu einer Felsstruktur, die an Türmchen erinnert. Dabei hielten wir uns rechts und stiegen nach rechts in einen zerklüfteten Kamin. Nun begann für mich der Teil des Aufstieges, der etwas mehr Überwindung kostete. Mit dem Rücken an die eine Felswand gedrückt und mit den Füßen an die gegenüber liegende Wand gestützt, ging es Meter für Meter nach vorn. Für meinen Geschmack etwas ungewohnt … und erst nach und nach bekam ich ein Gefühl dafür, dass mich die Reibung am Sandstein hält. Auf diese Art erreichten wir die Schusterplakette, ein Portrait Oscar Schusters. Seinem Abbild haben vor uns schon viele Kletterfreunde an die Nase gefasst. Unterhalb des Portraits befindet sich ein Felsspalt, durch den wir ein Stück nach unten geklettert sind und somit die schwierigste Stelle am Unteren Reitgrat erreicht haben.

Auf dem Unteren und Oberen Reitgrat zum Gipfel.

Für den Einstieg in den engen Kamin konnte ich weder Griffe, noch brauchbare Steigspuren finden. Was nun? Ich fühlte mich wie ein ungelenkiger Pinguin im Felsspalt und kam nicht umhin, etwas zu schummeln. Um zwischen der Hauptwand und der angrenzenden Rippe weiter nach oben zu gelangen, musste kurzweilig Jans Schulter herhalten. Daraufhin ging es auf der Rippe weiter hinauf und nach links an einer überdachten Wand bis zum nächsten Standplatz. Kurz durchatmen und einen Übertritt zum Oberen Reitgrat wagen. Zum Einstieg hangelten wir uns (nach links) ein kurzes Stück durch den Kamin und stiegen auf der Rippe in Richtung Gipfel. Nun noch ein kleines Stück und wir erreichten wohlbehalten den Gipfel. Unter einem großen Felsblock war das Gipfelbuch zu finden. Geschafft! Zur Belohnung konnten wir, in 381,2 Metern über NN, einen tollen Rundblick in die herbstliche Landschaft genießen. Besonders die Aussicht in Richtung des Schrammstein-Massivs war fantastisch.

Augenblicke beim Klettern und auf dem Gipfel hat Uli aufgenommen:

Jan ebenfalls:

Abseilpiste durch die Ostwand bis zum Einstieg des Schusterweges.

Nach einer Gipfelpause war der Weg aus luftiger Höhe zurück zum Einstieg an der Reihe. Das Abseilen erfolgte in vier Schritten, wobei die erste Etappe zu einem sehr kleinen Standpunkt (für maximal drei Personen) führte. Neu für mich war hierbei das komplett freie Abseilen, ohne Fußkontakt zur Felswand. Die zweite Etappe führte hinab auf ein kleines Felsband. In der dritten Etappe erreichten wir das große Felsband, auf dem wir schon beim Aufstieg zur Porzellankante entlang gelaufen sind. Wie bereits beim Klettern im August, kamen wir nach der vierten Abseilpartie wieder unversehrt am Fuße des Falkensteins an.

Insgesamt ein tolles Klettererlebnis. Für mich war es der bislang anspruchsvollste Weg am sächsischen Sandstein, bei dem ich ganz ordentlich „Adrenalin verschossen“ habe. Ob ich es wieder tun würde? Ja!

Hier ist ein kleiner Rückblick zum Thema Klettern im Gebiet der Hinteren Sächsischen Schweiz: Falkenstein und Schrammsteine.

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