Der Beginn des Malerweges.
Durch das 40 bis 50 Meter tief eingeschnittene Tal der Wesenitz führt ein wildromantischer Wanderweg, der schon zahlreiche Maler, Schriftsteller und Musiker inspiriert hat. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts galt der Liebethaler Grund als Eingang zur Sächsischen Schweiz. Von Pillnitz aus, nahmen also die Wanderer den Weg durch den Grund und bis hin zur Bastei.
Am Flusslauf der Wesenitz befinden sich einige Mühlen und schroffe Felswände zeugen vom einstigen Abbau des Sandsteins. Am westlichen Zugang befindet sich seit 1984 eine Kletteranlage im ehemaligen Steinbruch. Sie besitzt sehr glatte Wände, die teilweise mit künstlichen Griffen versehen sind – und markante Risse im Gestein. Bei passendem Lichteinfall, weist der Sandstein eine facettenreiche Farbgebung auf. Hier gibt es 60 Kletterwege verschiedener Schwierigkeitsgrade.
Das schluchtartige Tal der Wesenitz befindet sich zwischen Pirna-Hinterjessen und Lohmen. An warmen Tagen herrscht hier ein feuchtes und schattiges Klima. Zum Zeitpunkt meiner Wanderung war der Malerweg im Bereich der Lochmühle gesperrt, sodass mein Weg von Liebethal aus hinab in den Grund und zum Klettergarten führte. Weiter ging es flussaufwärts bis zur Lochmühle und zurück. Ein recht kurzes Stück, aber zum Fotografieren und Genießen war es ideal. Wenn die Wegsperrung wieder aufgehoben ist, werde ich mir den Grund nochmals im Rahmen einer Radtour vornehmen.
Harter Sandstein und Wasserkraft
Die ehemaligen Sandsteinbrüche im Liebethaler Grund, die bereits im Jahr 1346 urkundlich genannt wurden, zählen zu den Ältesten in der Sächsischen Schweiz. Aber bereits beim Bau des Meißner Doms im Jahr 1260, soll das Gestein Verwendung gefunden haben. Der harte und feste Sandstein eignete sich aber nicht nur als Baumaterial, sondern auch für Mühlsteine. So machten sich die ansässigen Müller schon seit dem 14. Jahrhundert die Wasserkraft zu Nutze. Entlang des Flusslaufes befinden sich historische Mühlen, wie die Liebethaler Mühle, die Lochmühle und die Daubemühle.
Die Lochmühle war ursprünglich eine Mahlmühle und besitzt zudem eine lange Tradition als Ausflugslokal. Durch Felsstürze und Brände wurde sie mehrfach zerstört und wieder neu errichtet. Ihr Name spielt auf ihre einst schwer zugängliche Lage an. Sie befand sich „im Loch“ und war lange Zeit nur über steile Pfade und Treppen erreichbar. Erst 1799 wurde ein Weg angelegt, der den An- und Abtransport mit dem Pferdewagen ermöglichte. Im Zuge der touristischen Erschließung, wurde die Mühle seit 1840 als Gastwirtschaft genutzt. Die gastronomische Nutzung muss für den Müller einträglich gewesen sein, sodass der Mahlbetrieb im Jahr 1880 eingestellt wurde. Seit der Wende steht sie leer und ist zunehmend verfallen. Derzeit finden Sanierungsarbeiten statt und man darf gespannt sein, wann die Mühle in neuem Glanz erstrahlt. Am Hang oberhalb der Mühle drohen Steine von alten Trockenmauern und Felsen hinabzustürzen. Wegen der Gefahr von Steinschlag ist der Malerweg an dieser Stelle gesperrt und ich hoffe, dass man hier sehr bald wieder uneingeschränkt wandern kann. Laut Pressemitteilung, soll der Malerweg voraussichtlich ab am 08. September 2017 wieder frei sein.
Ein verlassener Ort
Bei meiner ausgeprägten Schwäche für Ruinen und verlassene Orte, hat mich besonders das Elektrizitätswerk Copitz in seinen Bann gezogen. Es wurde im Jahr 1894 errichtet, um die Energie des Wassers in elektrische Energie zu wandeln. Ein künstlich angelegter Damm und Mauerreste zeugen von seiner einstigen Größe. Beim Blick durch die vergitterten Fenster fallen Holzstühle auf, als hätte hier gerade noch jemand Zeitung gelesen. Reste der technischen Anlage sind mit Moos und Rostflecken benetzt. Es scheint so, als ob sich die Natur diesen Bereich zurück-erobert hat.
Der Liebethaler Grund als Quelle der Inspiration
Nach der Ruine des E-Werkes geht es zum Richard-Wagner-Denkmal, das sich direkt an der Lochmühle befindet. Der Komponist Wagner ließ sich bei seinen Spaziergängen durch den Liebethaler Grund vom Rauschen des Wassers inspirieren und verweilte gern im Garten der Lochmühle. Hier entstanden große Teile seines Werkes Lohengrin. Der Platz des Denkmals zu Ehren Richard Wagners ist also gut gewählt.
Aber auch Schriftsteller und Maler ließen den romantischen Liebethaler Grund auf sich wirken. So kann man sich auf Spurensuche begeben und Landschaftsmotive neu entdecken. Die Zeichnung „Wasserfall im Liebethaler Grund bei Lohmen in der Sächsischen Schweiz“ von Adrian Zingg gibt die Stimmung am Fluss wieder. Auch im Gemälde von Johan Christian Claussen Dahl „Mühle im Liebethaler Grund“ ist die idyllische Felsenwelt eindrucksvoll dargestellt.
Der Liebethaler Grund ist in jedem Fall ein lohnendes Ausflugsziel im nordwestlichen Randbereich der Sächsischen Schweiz und befindet sich auf der 1. Etappe des Malerweges. Die Wegstrecke ist gut befestigt und hält eine Vielzahl an Motiven bereit.
2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Ein wunderbarer Bericht. Ich war einige Wochen zuvor auf derselben Tour. Wegen Felssturzgefahr ist der Durchgang an der Lochmühle nach Lohmen momentan, und bis auf weiteres, hoch komplett gesperrt (Stand August 2017).
Hallo Veit, über Deinen Kommentar freue ich mich. Gestern bin ich mit dem Rad in der Gegend um den Liebethaler Grund unterwegs gewesen. Obwohl die Warnschilder (Sperrung an der Lochmühle wegen Steinschlag) noch stehen, sind die Bauzäune zur Seite gestellt, sodass ein Durchgang wieder möglich ist. Viele Grüße, Adriana