Der Pfaffenstein ist nicht nur als schönes Wandergebiet bekannt, sondern lockt auch mit seinen vielseitigen Felsformationen zum Klettern. Nachdem ich schon oft auf dem langgestreckten Felsplateau aus Sandstein gewandert bin, habe ich nun noch einmal ganz neue Blickwinkel entdeckt! Fünf Gipfel haben wir erklommen und den abenteuerlichen Aufstieg durch eine urige Felsenschlucht gewählt.
Das waren unsere Gipfel bzw. Kletterwege:
1. Klamotte – Schwarze Hand *III
2. Vierling – Maiweg *IV
3. Fritschfels – Westkante *IV
4. Pfaffenkopf (Buchfinkenturm) – AW IV
5. Ratte – Leichter Weg II
An der „Schwarzen Hand“ auf die Klamotte.
Ausgehend vom Wanderparkplatz in Pfaffendorf, führte uns der Weg zum Fuße des Pfaffenstein. Links vom Lastenaufzug für das Wirtshaus verläuft ein kleiner Pfad in den Wald hinein und schlängelt sich bis zum Fuße des Felsmassivs. Zum „Warmwerden“ eignet sich hier ein Felsblock, der den Namen Klamotte trägt. Unseren ersten Gipfel des Tages erreichten wir über den Aufstieg namens Schwarze Hand. Eine schöne Übung zum Beginn des Klettertages. Auf der Schräge ist über Reibungskletterei schnell der Gipfel erreicht, von dem aus sich eine tolle Sicht auf die steilen und hellen Sandsteinwände des Pfaffenstein bietet. Nach dem Abstieg von der kleinen Klamotte wanderten wir auf dem Waldpfad weiter am Fuße des Felsen entlang und in südliche Richtung.
Am Fuße der Barbarine.
So konnten wir den berühmten Felsen namens Barbarine aus einer Perspektive in Augenschein nehmen, die mir neu war. Wendet man den Blick vom Felsfuß zu ihr hinauf, so wirkt die „versteinerte Frau“ riesig. Der Legende nach soll eine junge Frau namens Barbarine verflucht und zu Stein geworden sein. Wie eine große Figur wirkt der ehemalige Kletterfelsen, der seit dem Jahr 1975 für den Klettersport gesperrt ist, auf jeden Fall. Als markante Felsnadel ist die Barbarine bereits aus der Ferne gut zu erkennen und gilt als ein Wahrzeichen des Elbsandsteingebirges. Vom Aussichtspunkt auf dem Pfaffenstein kann man sie übrigens aus unmittelbarer Nähe betrachten. Ein begehrtes Fotomotiv! Im Rahmen meiner Wanderung im Gebiet der Steine, habe dem Pfaffenstein mit Barbarine bereits im vergangenen Jahr einen Beitrag gewidmet.
Aufstieg durch die Taubenschlucht an der Südseite des Pfaffenstein.
Unterhalb der Barbarine wanderten wir weiter entlang des Felsen bis zu einer steinigen Schlucht. Über große Steinblöcke führt der Weg durch die urige Taubenschlucht hinauf. Bedingt duch die großen Felsbrocken, erinnert mich der Weg zwischen den Felswänden ein Bisschen an die Riegelhofstiege am Großen Bärenstein. Jedoch empfand ich das Aufsteigen durch die Taubenschlucht als deutlich anspruchsvoller. An den Felsblöcken ist leichte Kletterei gefragt, wobei sich unsere Rucksäcke als hinderlich erwiesen. So macht es Sinn, dass einer voraussteigt und die Rucksäcke separat heraufzieht. Für mich war es ein sehr spannender Aufstieg mit beeindruckenden Blickwinkeln innerhalb der Schlucht.
Am Maiweg hinauf auf den Kletterfelsen Vierling.
Oberhalb der Taubenschlucht befinden sich ein schönes Plateau und der zweite Klettergipfel namens Vierling. Der Einstieg in den Maiweg erfolgt über den vorgelagerten Felsblock. Von diesem erhöhten Standpunkt aus bietet es sich an, gleich nach links in die Wand einzusteigen. Daraufhin geht es relativ schräg nach rechts hinauf, wobei die Wand kurz vor Erreichen des Gipfels am steilsten ist. Um die Abseilöse zu erreichen, ist der Schritt über einen Felsspalt notwendig. Genau genommen, besteht der Vierling aus vier Bereichen, die durch Felsspalte voneinander getrennt sind. Der Aufstieg am Maiweg hat mir sehr gefallen und wird durch einen tollen Ausblick vom Gipfel belohnt.
An der Westkante auf den Kletterfelsen Fritschfels.
Als nächstes haben wir uns die Westkante am benachbarten Fritschfels vorgenommen. Hierbei habe ich aufs Neue einen vorgelagerten Felsblock zum Einsteigen in die Wand genutzt und gelangte schnell auf ein Felsband, auf dem man sicher stehen kann. Dann erreichte ich schon die erste kniffelige Stelle. Hierbei suchte ich vergeblich nach einem guten Griff und musste vordergründig auf die Haftung meiner Schuhe am Sandstein vertrauen um weiter aufzusteigen zu können. Etwas Halt fand ich zudem in einem Felsloch, das gut als Untergriff funktionierte. Nachdem dies geschafft war, ging es weiter aufwärts in Richtung einer markanten Rinne, die im oberen Abschnitt auffällt.
Das letzte Stück, wobei man durch die Rinne zum Gipfel klettert, stellte für mich wieder eine Herausforderung dar. Fast hätte es einen „Zwergentod“ gegeben, da mir zum Erreichen des nächsten Griffs etwa zehn bis fünfzehn Zentimeter fehlten. Nach anfänglichem Zögern, musste ich dem Halt meines linken Fußes in der Vertiefung vertrauen und wieder versuchen, durch die Reibung am Sandstein aufwärts zu gelangen. Dann fand ich zum Glück wieder mit der rechten Hand guten Halt am Felsen und schaffte es bis zum Gipfel! Für mich war es ein herausfordernder Aufstieg. Umso schöner, da der letzte Schritt zum Gipfel nach einigem Zögern und Probieren schließlich doch geklappt hat!
Den Einstieg in die Westkante hat Jan übrigens etwas anders bewältigt. Er ist nicht über den Vorblock, sondern am Überhang hinaufgeklettert. Eine anspruchsvollere Variante des Weges, die mir allerdings zu schwierig gewesen wäre.
Wanderweg auf dem Plateau des Pfaffenstein. Ausblick auf die Klamotte.
Um in Richtung des „Opferkessel“ zu gelangen, folgten wir ein Stück dem Hauptwanderweg. Dieser führt über das große Plateau des Pfaffenstein und ermöglicht eine tolle Sicht auf die umliegenden Tafelberge. Oberhalb der steilen Felswände, die wir (aus der Froschperspektive) von unserem ersten Gipfel aus betrachtet haben, bietet sich ein faszinierender Weitblick in Richtung Gohrisch und Papststein. Beim Blick hinab in die Tiefe ist noch einmal die Klamotte zu sehen. Weiter geht es in Richtung Berggasthaus und dann zum Aussichtspunkt namens Opferkessel. Das schwarze Dreieck auf dem Sandstein zeigt nach rechts und so wählten wir diesen kleinen Pfad, um zu unserem nächsten Kletterfelsen zu gelangen.
Alter Weg am Pfaffenkopf.
Der Pfaffenkopf wird auch Buchfinkenturm genannt. Beim Aufsteigen am Alten Weg bietet sich auch eine Kombination mit der Südwestwand an. In jedem Fall gibt es auch hier wieder eine potentielle Stelle für den „Zwergentod“, denn beim Überwinden des leichten Überhangs fällt der Antritt für Kletterer mit kleiner Statur relativ hoch aus. In diesem Sinne brauchte ich wieder einen Moment, um Mut zu fassen und mit einem großen Schritt hinauf zu klettern. Zum Glück geschafft!
Leichter Weg an der Ratte und Abstieg über das Nadelöhr.
Ganz in der Nähe befindet sich auch der Kletterfelsen namens Ratte – und mit dem Leichten Weg sollte der letzte Aufstieg für heute gemächlich ausfallen. Zu Beginn geht es ein kurzes Stück im Kamin hinauf. Ein schöner Abschnitt zum Üben! Die Felswand hat man aber keinesfalls für sich allein. Zahlreiche Waldameisen krabbeln an der Wand auf und ab.
In Höhe einer Kiefer ist der erste Abschnitt geschafft und daraufhin geht es nach links an der griffigen Wand zügig bis zum Gipfel. Damit ist der fünfte Aufstieg geschafft. Zurück zum Opferkessel bzw. zum Hauptwanderweg. Nach einer Erfrischung im Gasthaus sind wir abschließend weiter zum „Nadelöhr“ gewandert, um damit den Abstieg an der Nordseite in Richtung Pfaffendorf zu nehmen. Vor dem Abstieg durch das enge Nadelöhr lohnt sich übrigens ein Abzweig nach rechts zum Aussichtspunkt, um noch einmal den Blick über die Tafelberge schweifen zu lassen. Die Festung Königstein, der Lilienstein – sowie Papststein und Gohrisch erheben sich in der weiten Landschaft.
Wie bereits beim letzten Kletterausflug im Bielatal danke ich ganz herzlich Jan und Uli für Vorstieg bzw. Sicherung. Fürs Fotografieren der Kletterwege danke ich Dirk sehr.
4 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Es macht uns immer wieder Spaß gemeinsam die Berge zu erobern. Wenn dann noch die ganz jungen am scharfen Ende vom Seil klettern dürfen, finden die dies auch ganz gut. War trotz Wärme ein gelungener Tag am Fels.
Das finde ich auch. Jan ist wirklich prima im Vorstieg und es war ein sehr schöner Tag mit euch! Auch das Licht zum Fotografieren hat gepasst – und für mich waren die Wege wieder eine tolle Herausforderung. Neben den Schlüsselstellen beim Aufsteigen, ist für mich auch der Einstieg in die Abseilpiste immer wieder spannend. 😉
Die Radrunde zur Basteiaussicht habe ich jetzt übrigens noch einmal in Angriff genommen und mich zum Fotografieren zwischen die Touristen gequetscht. Dann Abfahrt durch den kühlen Raingrund & Zscherregrund nach Stadt Wehlen und an der Elbe zurück. War eine schöne Tour. 🙂 Liebe Grüße!
Hallo Adriana,
Das ist ja spannender als ein Kriminalroman. Kompliment, wie Ihr das geschafft habt. Was passiert eigentlich, wenn man den Schritt nicht schafft? Kommt dann der Zwergentod?
Viele Grüße – Pit
Hallo Pit, ganz herzlichen Dank! Ich berichte aus der Sicht eines Kletter-Anfängers und genieße (im Rahmen leichter Kletterei und gesichert im Nachstieg) die Herausforderungen am Sandstein sehr!
Wenn man den hohen Antritt am Fels nicht schafft, dann hängt man im Seil. Der Ausdruck “Zwergentod” kommt daher, dass man als Kletterer mit relativ kleiner Statur manchmal im Nachteil ist, da ein guter Tritt oder Griff außer Reichweite liegt. So muss man sich etwas mehr anstrengen, als die größeren Kletterer mit besserer “Reichweite”. Kommt man an dieser Stelle nicht weiter voran und schafft den Weg nicht, dann ist das der sprichwörtliche Zwergentod. Natürlich ist der Begriff mit einem Augenzwinkern gemeint, denn im Nachstieg klettert man soweit gut gesichert. Liebe Grüße, Adriana