Entlang der Roten Weißeritz.
Nach der sommerlichen Radtour im Osterzgebirge, ging mir die besonders schöne Etappe durch den Rabenauer Grund nicht aus dem Kopf. Da beim Radeln wenig Zeit zum Fotografieren blieb, machte ich das zum Anlass, den schönen Grund aufs Neue zu besuchen. Dieses Mal als Wanderer und mit ausgiebigen Foto-Pausen. Das malerische Waldgebiet wurde im Jahr 1834 vom Rabenauer Müller C.F. Ehrlich für Wanderer erschlossen und steht seit 1961 unter Naturschutz.
Gestartet bin ich am Wanderparkplatz, der sich gegenüber des „Hains“ Freizeitzentrum in Freital befindet. Nach einer kleinen Gartenanlage, führt der Weg nach Süden (Abzweig nach links) und flussaufwärts entlang der Roten Weißeritz. Am Ufer habe ich zuerst die Spiegelung des Blattgrün auf der Wasseroberfläche beobachtet. Daraufhin begann meine Wanderung auf dem breiten Grundweg durch das kühle Kerbtal. Vom Hauptwanderweg zweigen urtümliche Steige ab, wie die Somsdorfer Klamm, der Nixensteig oder der Max-Anders-Steig. Dieser Beitrag ist jedoch voll und ganz dem Hauptweg am Fluss gewidmet. Zum Zeitpunkt meines Ausfluges blühte gerade das Springkraut und ein Meer von rosa Blüten säumte größere Abschnitte des Weges.
Die älteste deutsche Schmalspurbahn im öffentlichen Betrieb
Am Wegesrand fallen an zahlreichen Stellen bizarre, teils mit Moos benetzte Felsen auf und die Stecke verläuft im Wesentlichen parallel zur Linie der Weißeritztalbahn. Nicht nur für Freunde nostalgischer Dampfloks ist das Vorbeifahren der schnaufenden Schmalspurbahn ein Erlebnis. Seit 1882 fährt die Bahn auf gerade einmal 750 mm Spurweite und schlängelt sich mit gemütlichen 30 km/h durch die nahezu unberührte Natur. Auf der Strecke von Freital-Hainsberg bis zum Kurort Kipsdorf können Wanderer an mehreren Haltepunkten zusteigen. Bemerkenswert finde ich die Bogenbrücken, die den Streckenverlauf links und rechts der Roten Weißeritz ermöglichen.
Energie aus Wasserkraft
Das tief eingeschnittene Tal der Roten Weißeritz besitzt aber auch eine lange Tradition der Energiegewinnung durch Wasserkraft. Lehrtafeln des ENSO Energie-Erlebnispfades informieren unter Anderem über die Funktionsweise eines Wasserkraftwerkes. Auf dem etwa neun Kilometer langen Wanderweg von Freital bis zur Talsperre Malter befinden sich vier Stationen. 1. Station: Seit 1911 wird im Wasserkraftwerk Rabenauer Grund Energie erzeugt. Die auffällige Kaskade aus Naturstein kann man kurz nach der ersten Bogenbrücke entdecken. 2. Station: Dem kurvenreichen Verlauf des Grundweges folgend, gelangt man direkt zur Rabenauer Mühle. Hier befinden sich diverse Spiele zum Thema Energiegewinnung. Am Wasserkraftwerk Seifersdorf befindet sich die 3. Station mit historischen Maschinen. Gleich danach geht es zum Wasserkraftwerk Malter, das im Jahr 1913 erbaut wurde und heute noch in Betrieb ist. Die zugehörigen Infotafeln – und damit Station 4 – befinden sich oben an der Staumauer. Von hier aus bietet sich im Übrigen ein schöner Ausblick auf die Talsperre.
Drei weitere Abschnitte von Malter bis zur Talsperre Klingenberg (12 km), weiter bis Edle Krone (10 km) und zurück über Tharandt nach Freital (9 km) werden auf der Seite Erlebnis-Talsperre beschrieben. Das wäre doch etwas für die nächste Tour mit dem Mountainbike…
Beim Thema Wasserkraft sind aber nicht die historischen Mühlen zu vergessen, wo sich die Müller der Energie des Wassers bedienten. Die Rabenauer Mühle, die 1235 erstmals urkundlich genannt wurde, wird heute gastronomisch genutzt und ist ein zentraler Ausflugsort in Mitten des Tales. Im Gegensatz dazu musste die Spechtritzmühle, die erstmals 1562 benannt wurde, im Jahr 2009 abgerissen werden.
Sagen und faszinierende Motive
Die wilde Schönheit des Rabenauer Grund regte zweifellos die Phantasie der Menschen an. So wurden Sagen und Erzählungen überliefert, wie beispielsweise am Trompeterfels. Es heißt, dass im Siebenjährigen Krieg ein sächsischer Trompeter von österreichischen Truppen verfolgt wurde und mit seinem Pferd vom Felsen sprang. Nach dem großen Sprung über den Fluss, blies er vom gegenüberliegenden Ufer aus in seine Trompete. Ein feindlicher Schuss durchbohrte sein Instrument und traf ihn.
Am Flussufer gegenüber des Trompeterfels habe ich eine Rast eingelegt und die Stimmung am Wasser auf mich wirken lassen. Wie der Trompeter seinen Sprung in die Tiefe überlebt haben will, bleibt mir jedoch ein Rätsel. Auf jeden Fall ist die zerklüftete Felswand am Fluss ein faszinierendes Motiv, das zu einem gedanklichen Zeitsprung in die Vergangenheit anregt.
Auch Maler blieben von den Reizen des Tales nicht unbeeindruckt. Ludwig Richter griff in seinem Gemälde „Genoveva in der Waldeinsamkeit“ die Legende der heiligen Genoveva auf und verlieh der Szene eine wahrhaft romantische Kulisse. Die dargestellte Felsformation ist vom „Nadelöhr“ im Rabenauer Grund inspiriert.
Bei der Strecke durch den Grund handelt es sich um einen bequemen Wanderweg, der sich am kurvigen Verlauf der Roten Weißeritz orientiert. Nur an zwei Stellen gibt es kurze Anstiege: Nach der Rabenauer Mühle befindet sich eine Teppe, die ein Stück über den Felsen führt und der Aufstieg vom Grundweg bis zur Staumauer der Talsperre Malter fällt etwas steiler aus. Perfekt für ganz entspannten Naturgenuss und geeignet für Jung und Alt. Neben zahlreichen Motiven am Flussufer, gibt es Wissenswertes zur Geschichte und zum Thema Wasserkraft zu entdecken. Insbesondere für Freunde nostalgischer Dampfloks ist der Rabenauer Grund ein lohnendes Ziel.
Lieber mit dem Fahrrad durchs Osterzgebirge? Im Beitrag Radtour von Dresden zur Talsperre Malter habe ich eine mögliche Strecke getestet.
2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Gute Wanderung – mein Zusatztipp ist folgender :
Loswandern wie beschrieben, dann rechts abbiegen zur Somsdorfer Klamm und aufsteigen zu Teufelskanzel, von dort wieder zurück in Klammtal, Gegenhang hochlaufen und weiter oberhalb des Grundes bis zur Himmelsleiter, mit Farbpunkten die Himmelsleiter markiert bergab steigen (unten etwas weglos nach dem letzten Hochwasser). Kurz talwärts unter Kleinbahnbrücke durch, dann über eine Brücke den Gegenhang wieder hoch (Predigtstuhl und Brautbett) und oben am Hang den Sagenweg weiter bis Abstieg über Semmelsteig möglich, unten etwas am Kleinbahngleis und über -brücke auf andere Seite des Flusses zur Rabenauer Mühle. Rückwärts dann vollständig im Tal wie beschrieben.
Sehr gute Halbtagstour und eigentlich bei jedem Wetter machbar.
Im Winter kann man beim Hains noch Eislaufen, frei nach dem Motto “Wenns dem Esel zu wohl ist, geht er aufs Eis tanzen”
Das klingt gut, die Strecke merke ich mir (in Eselsverkleidung) für winterliche Tage vor! 😉 Insbesondere die kleinen Pfade am Hang, auf der Suche nach den sagenumwobenen Orten, stelle ich mir schön vor.