Im Zentrum der dicht bewaldeten Hinteren Sächsischen Schweiz fällt ein einzeln stehender Felsen ins Auge. Einst befand sich eine Burganlage auf seinem Gipfelplateau. Es handelt sich um den Winterstein, der auch Hinteres Raubschloss genannt wird. Ein mit Stiegen und Leitern sehr gut gesicherter Weg führt auf seinen Gipfel und hält interessante Blickwinkel bereit! Als Höhepunkt der Wanderung ist zweifellos der faszinierende Rundblick vom Winterstein zu nennen. Auf dem Steig durch die Bärenfangwände und dem Roßsteig ist aber auch ein zweiter schöner Aussichtspunkt zu erreichen: die Goldsteinsaussicht!
Aufstieg über die Spitzsteinschlüchte bis zum Kleinen Lorenzstein.
Ausgehend von der Neumannmühle im Kirnitzschtal, verläuft der mit einem gelben Strich markierte Weg in den Großen Zschand. Gleich zu Beginn zweigt ein kleiner, uriger Pfad nach rechts ab. Über die Spitzsteinschlüchte geht es den Hang hinauf bis zum Knorreweg, der unterhalb der Lorenzsteine liegt. Beim Aufstieg lassen sich links und rechts des Weges interessante Strukturen aus Sandstein, mit Moos bedeckte Felswände und verschlungene Wurzeln beobachten.
Auf dem breiten Forstweg namens Knorre angekommen, lohnt sich (mit dem Abzweig nach rechts) ein kurzer Abstecher zu den Lorenzsteinen. Gleich darauf führt ein Pfad, der mit einem schwarzen Dreieck als Kletterzustieg markiert ist, über hölzerne Treppenstufen hinauf zum Fuße des Kleinen Lorenzsteines. Schweift der Blick nach rechts zur Felswand, so lockt das schöne Plateau am Felsüberhang zu einer Rast in der Sonne. Im Süden ist der Große Lorenzstein zu sehen. Vom Pfad aus, der am Fuße des Felsen entlang läuft, sind zahlreiche Kletteraufstiege erkennbar. Drei der Aufstiege befinden sich im Schwierigkeitsbereich I: der Alte Weg, der Leichte Weg und de Grüne Weg. Dem ursprünglichen Plan, den Gipfel zu erklimmen, kam dann aber doch mein fehlender Mut in die Quere… und der Aufstieg bleibt damit (vorerst) unerfüllt. Das wird aber nachgeholt!
Auf der Knorre bis zum Winterstein.
Zurück auf dem breiten Knorreweg, geht es nun in südwestliche Richtung bis zur Kreuzung mit der Zeughausstraße. Hier zuerst nach rechts abbiegen – und gleich darauf wieder links auf den Wanderweg namens Buschschlüchte. So ist der Winterstein (Hinteres Raubschloss) recht schnell zu erreichen. Über Treppen steigt man hinauf bis zum Fuße des Felsen. Unterwegs fällt eine sonderbare Wurzel auf, die über einem Felsblock zu schweben scheint. Wohlmöglich gab es einmal einen sandigen Bereich zwischen der Wurzel und dem Stein, der im Laufe der Zeit abgetragen wurde und nun eine Lücke bildet.
Aufstieg auf den Winterstein.
Der Aufstieg ist als normaler Wanderweg markiert, und dennoch hält er ein paar abenteuerliche Stellen bereit! So geht es über Stufen aus Sandstein und kleine Leitern weiter hinauf zum Eingang in die große Klufthöhle. Die steilen, strukturierten Felswände im Inneren finde ich sehr beeindruckend und der Blick durch den Spalt auf die gegenüberliegenden Felsen ist ebenso schön! In der Mitte der Höhle befindet sich eine Leiter, die hinauf in luftige Höhe führt. Bereits im 18. Jh. muss es eine Steiganlage mit Holzleiter in der Kluft gegeben haben, so wie es in einer Federzeichnung des Künstlers Adrian Zingg dargestellt ist.
An Halterungen aus Stahl kann man sich beim weiteren Aufsteigen gut festhalten. Schließlich führt eine schmale Stahlleiter durch den engen Felsspalt und schon ist der Gipfel erreicht! In 390 Metern Höhe über NN eröffnet sich vom Gipfelplateau ein wunderbarer Rundblick. Im Süden sind die Bärenfangwände zu sehen, im Norden die Lorenzsteine, im Westen der Kleine Winterberg und im Osten der Teichstein.
Darüber hinaus gibt es Spuren einer mittelalterlichen Burganlage auf dem Gipfel zu entdecken. Die Felsenburg Winterstein war einst die größte und älteste in der Hinteren Sächsischen Schweiz. Sie wurde erstmals 1379 urkundlich erwähnt. Erhaltene Steine des damaligen Wohnturmes und der höhlenartige Keller sind heutzutage beliebte Fotomotive. Zudem werden sie gern als Rastplatz genutzt. Zur Burg gehörte auch eine Burgwarte auf dem heutigen Kletterfelsen Wartburg, der dem Winterstein im Westen vorgelagert ist. Er diente als Beobachtungsposten.
Ganz beeindruckt vom Rundblick auf die umliegenden Berge und von der historischen Spurensuche, wird es Zeit für den Abstieg.
Bergpfad an den Bärenfangwänden und Goldsteinaussicht.
Unten angekommen, führt der Abzweig nach links in die Raubsteinschlüchte, die direkt in den Großen Zschand münden. Jedoch soll die Runde noch durch den Aufstieg in die Bärenfangwände erweitert werden. So zweigt vom Hauptwanderweg ein Bergpfad nach rechts ab. Er ist mit einem grünen Dreieck markiert und führt den steilen Hang hinauf. Danach schlängelt er sich durch ein dichtes Waldgebiet und trifft auf den Roßsteig. Der Hauptweg ist mit einem blauen und gelben Strich gekennzeichnet. Darüber hinaus ist er Teil des (erweiterten) Malerweges. Hier geht es nach links weiter in Richtung Zeughaus. Kurz vor dem Abstieg lohnt sich ein Abstecher (rechts des Weges) zur schönen Goldsteinaussicht. Von hier aus schweift der Blick über die Richterschlüchte und zu den Thorwalder Wänden.
Abstieg zum Zeughaus und durch den Großen Zschand zur Neumannmühle.
Mit fast aufgebrauchten Wasservorräten wurde es Zeit für den Abstieg und eine Erfrischung im gemütlichen, kleinen Biergarten am Zeughaus. Der breite Wanderweg durch den Großen Zschand führt schließlich zurück zur historischen Neumannmühle im Kirnitzschtal. Seit 1961 ist die Mühle ein technisches Denkmal und erinnert an die Leistungen von Friedrich Gottlob Keller. Er entwickelte ein noch heute gebräuchliches Verfahren der Papierherstellung mittels Holzschliff. Diese Methode machte im 19. Jh. die industrielle Produktion von Papier möglich.
Im historischen Mühlengebäude befindet sich ein Museum für Holzschliff und Papierherstellung. Aber auch das Mühlrad ist mit seinem Durchmesser von 4,6 m ein Blickfang. Einst trieb die Wasserkraft der Kirnitzsch sieben Mühlen auf böhmischer Seite und neun Mühlen auf sächsischer Seite an.
Damit ist die etwa 10 km lange Runde geschafft. Natürlich sind die Spuren mittelalterlicher Burganlagen nicht nur auf dem Gipfel des Winterstein (Hinteres Raubschloss) zu finden. Daher lohnt sich auch die Erkundung des Frienstein (Vorderes Raubschloss, diente einst als Burgwarte) und des Neuen Wildenstein mit dem berühmten Felsentor namens Kuhstall.