Weißiger Weg, Wegzeichen Dresdner Heide

Die Zeichen zur Orientierung in der Dresdner Heide

Dresdner Heide

Das System historischer Zeichen.

Neben der klassischen Beschilderung fallen beim Erkunden der Dresdner Heide rote Zeichen auf. Sie befinden sich am Wegesrand und sind meist mit roter Farbe auf weißem Grund an ausgewählte Baumstämme gemalt worden. Die Dresdner Heide verfügt über ein sehr umfangreiches System an Symbolen, symbolhaften Buchstaben und Ziffern. Hierbei lohnt sich ein Blick in die Geschichte.

Bereits sehr früh siedelten Menschen in Sachsen. Es gibt eindeutige Belege für Siedlungen aus der Jungsteinzeit und Bronzezeit. Es ist davon auszugehen, dass es schon in jener Zeit Pfade gegeben hat, die durch die Dresdner Heide führten. Die Erschließung des großen Waldgebietes und damit verbunden auch die Gestaltung eines komplexen Wegenetzes erstreckt sich über mehrere Epochen. Zu Beginn wurden wegweisende Symbole direkt in die Rinde einzelner Bäume geschnitzt. Hierfür entfernte man vorsichtig ein Stückchen der Baumrinde, schnitzte die Form des Zeichens in das Holz und malte diese anschließend rot aus. Daraus entwickelte sich der Beruf des Waldzeichenschneiders. Mittelalterliche Wege wurden nach und nach vermessen, kartografiert und teils erweitert.

Acht Hauptwege – Ein Entwurf für die Jagd

Im Jahr 1560 entwarf Johannes Humelius ein sternförmiges System aus acht Hauptschneisen, deren Zentrum der Dresdner Saugarten bildete. Vom Zentrum gehen (im Abstand von jeweils 45 Grad) acht Hauptwege aus, die heute die Namen „Alte Eins“ bis „Alte Acht“ tragen. Zudem wurden fünf Ringwege in konzentrischer Form angelegt, die als „Kreuz Zwei“ bis „Kreuz Sechs“ bezeichnet werden. Das System ist vordergründig für die Jagd konzipiert worden.

Ihren höchsten Stellenwert besaßen die Wegzeichen in kurfürstlicher Zeit (besonders im 16. Jahrhundert unter Kurfürst August), als die Dresdner Heide intensiv als Jagdrevier genutzt wurde. Darüber hinaus gab es bis zum 18. Jahrhundert zusätzlich 270 schwarze Symbole, die besondere Orte, wie Brücken, Hügel, besondere Bäume oder Quellen markierten. Im Jahr 1832 wurde das bestehende System von Johann Heinrich Cotta durch Schneisen erweitert, die geradlinig und parallel zueinander verlaufen. Zudem entstanden auch Flügel, die rechtwinklig zu den Schneisen angeordnet wurden.

Es ist davon auszugehen, dass die zum Teil ungewöhnlichen Namen der Wege von der Symbolik inspiriert sind, die man zu deuten versuchte. Heute sind mehr als 10 der handgeschnitzten Symbole noch zu finden, wie beispielsweise im Bereich der Wegkreuzung von Reichsapfel und Verkehrter Gabel nahe des Stausees oder an der Kreuzung von Reichsapfel und Kreuz Sechs in der Nähe des HB-Weges.

Rekonstruktion und Erhaltung der Zeichen

Im 19./20. Jahrhundert verlor das Waldzeichenwesen immer weiter an Bedeutung. Die Zeichen wurden nicht erneuert und in der Zeit um 1980 wurden sie sogar mit offizieller Genehmigung entfernt, bis sich fünf Jahre darauf die Interessengemeinschaft Dresdner Heide für ihre Erhaltung und Rekonstruktion einsetzte. Dabei sind die historischen Zeichen mittels Schablonen auf ausgewählte Baumstämme gemalt worden. Im Sinne einer guten Lesbarkeit, malte man sie mit roter Farbe auf weißem Grund. Bedingt durch das Wachstum der Bäume, müssen die Wegzeichen in regelmäßigen Abständen erneuert werden. Den engagierten Mitgliedern vom Arbeitskreis Dresdner Heide (AKDH) im Landesverein Sächsischer Heimatschutz e.V., die sich dem Erhalt der historischen Zeichen widmen, gilt besonderer Dank. Nachfolgend sind noch ein paar Beispiele für Symbole zu sehen, die es in der Heide zu entdecken gibt.

Wer sich einen Überblick zum gesamten Repertoire verschaffen möchte: eine vollständige Sammlung der Zeichen findet ihr auf OpenStreetMap … und (natürlich am schönsten) vor Ort!

Bilder des Waldes als dekorative Drucke.

Auf meinen Wanderungen durch die Dresdner Heide ist übrigens die Kamera immer mit dabei. Ausgewählte Fotografien und Zeichnungen des Waldes biete ich biete ich bei Art Heroes als Wandbilder an – zum Bsp. als Poster, Leinwanddruck, auf Alu-Dibond oder als Acrylglasbild. Motive aus dem Zauberwald sind auch bei REDBUBBLE, PIXELS und SAATCHI ART als dekorative Drucke verfügbar.

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4 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Ich suche Informationen zur Namensherkunft einiger Wege und Orte in der Dresdner Heide (Google, Wikipedia und Co. helfen hier leider nicht weiter). Z. B. suche ich, woher folgende Namen kommen:
    – Blümpenweg und das Waldgebiet namens „Blümpen“ oder „Blumpen“ (im Südwesten der Dresdner Heide, ein Stück weit nördlich von der Straße „Am Jägerpark“ nördlich vom Verlorenen Wasser)
    – Diebsteig
    – Dreibörnerweg (kommt das von „Born“ = Quelle? Dann müsste es dort 3 Quellen geben)
    – Jungfernsteig und Jungferngrund
    – Kellersteig
    – Küchenbrückenweg und Küchenbrücke
    – Todweg und Todbrücke

    Gebiete/Orte:
    – Böses Loch (Teich südlich der Alten Eins)
    – Lynchschlucht
    – Mordgrund oder Stechgrund (auf Wikipedia gibt es 3 verschiedene Namensherkünfte, aber welche davon ist wahr/ am wahrscheinlichsten?)
    – Naumanns Särge (Waldgebiet südwestlich von Langebrück)
    – Teufelsloch (östlich des Stadtteils Königswald)

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    • Hallo Peter, über dein Interesse zur Namensherkunft der historischen Wege & Orte in der Dresdner Heide freue ich mich. In Bezug auf Fachliteratur zu diesem Thema möchte dir den Arbeitskreis Dresdner Heide empfehlen. Ich vermute, dass sich Herr Dr. Michael Thieme und seine Kollegen bei historischen Fragen zum Thema Dresdner Heide am besten auskennen. Herzliche Grüße, Adriana

      https://www.saechsischer-heimatschutz.de/arbeitskreis-dresdner-heide-130.html

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      • Hallo Adriana,

        vielen Dank für den Tipp zum Arbeitskreis Dresdner Heide und den Link, auf dieser Website lässt sich ja noch einiges an Literatur finden.

        Manches habe ich auch im Wander- & Naturführer „Dresden und Umgebung Band 2 – Nördlich der Elbe: Dresdner Heide, Heller, Seifersdorfer Tal, Elbhänge, Schönfelder Hochland und Borsberg“ vom Berg- & Naturverlag Rölke gefunden.
        Denn in den Wanderführern dieses Verlags findet man oft einiges zur Geschichte.
        Z. B. kommen die Namen Küchenbrückenweg und Küchenbrücke daher, dass die Wettiner, wenn sie mit Kutschen zwischen Schloss Pillnitz und Schloss Moritzburg unterwegs waren, an dieser Brücke über die Prießnitz „Küche hielten“, also dort Pause machten, um etwas zu essen und zu trinken.
        Die Namen Jungfernsteig und Jungferngrund könnten denselben Ursprung haben wie der Schwesternsteig: Es handelte sich um Wege, auf denen Nonnen unterwegs waren.

        Zitat: „Es ist davon auszugehen, dass die zum Teil ungewöhnlichen Namen der Wege von der Symbolik inspiriert sind, die man zu deuten versuchte.“
        Damals konnten viele Menschen nicht lesen und schrieben und deuteten die Buchstaben auf ihre Weise: Das „O“ mit Punkt des Obervogelsteigs wurde zum „Auge“ (heute auch Todweg genannt). Der Bogen des „P“ sah aus wie ein Henkel und wurde zum Kannenhenkel. Das „Q“ wurde wie „Kuh“ ausgesprochen und weil der Buchstabe einen „Schwanz“ hat wurde der Weg zum Kuhschwanz. Ein „W“ für den Weißiger Weg sah ähnlich aus wie ein Vogelfuß und wurde zum „Weißiger Gänsefuß“ usw.

        Diebsteig kommt vermutlich daher, dass diese Ost-West-Verbindung den Siedlungen im Elbtal am nächsten lag (im Vergleich zu Schwesternsteig und Rennsteig) und deshalb wohl öfter von Dieben benutzt wurde: Nach einem Einbruch in ein Haus konnten Diebe relativ schnell unbemerkt über den Diebsteig durch den Wald flüchten, und sie kamen dabei schnell Richtung Osten oder Westen voran. Da der Diebsteig relativ breit war, kam man dort auch mit Pferd oder Wagen gut voran.

        Auch im „Klotzscher Heideblatt“ habe ich ein paar Dinge gefunden, z. B. über das Teufelsloch: Dieses war ein tief eingeschnittenes, dunkles Tal längs der jetzigen Wolgaster Straße in Dresden-Klotzsche. In dem Tal war eine Quelle mit Bach.
        Beim Bau der Eisenbahnstecke von Dresden nach Radeberg wurde eine große Eisenbahnbrücke aus Sandstein über das Teufelsloch-Tal errichtet. Von dieser Brücke ist heute nichts mehr zu sehen, weil später Bahnsteiganlagen des Bahnhofs Klotzsche gebaut wurden, dabei kam es zu Aufschüttungen neben der Bücke. Unter der Brücke entstand ein großer unterirdischer, gewölbeartiger Hohlraum, dieser wurde im 2. Weltkrieg als Luftschutzbunker genutzt. Heutzutage tritt der Teufelsloch-Bach weiter östlich aus einem mit Stahlgitter gesicherten Zugang ans Tageslicht und fließt in Richtung Prießnitzgrund.

        Mit freundlichen Grüßen,
        Peter

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  • Die Wegzeichen sind schon ziemlich einzigartig.
    Wahnsinn, dass man die auch entfernen wollte …

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